>

OB UND ARBEITSAGENTUR BESUCHEN MUSTERBETRIEB IN KÖLN-SÜLZ


28. Mai 2008
OB und Arbeitsagentur besuchen Musterbetrieb in Köln-Sülz


OB und Arbeitsagentur besuchen Musterbetrieb in Köln-Sülz
Foto: v.l.n.r.: Peter Welters, Günter Hinz, Jonas Weibels, Till Geisen und Oberbürgermeister Fritz Schramma im Fachgespräch
Trotz Verbesserung der Lage keine Entwarnung - Zwar gibt es Betriebe wie die Firma Hinz, doch auch weiterhin bemühen sich Arbeitsagentur, Stadtoberhaupt sowie die beiden Kammern um die direkte Ansprache. „Die Bilanz sieht für dieses Jahr eigentlich ganz gut aus. 2300 Angeboten stehen 2200 Bewerber gegenüber. Aber rund 40 Prozent der letztlich Vermittelten neuen Auszubildenden pendeln aus dem Umland ein“, weiß der Vorsitzende der Geschäftsführung der Arbeitsagentur Peter Welters und hofft auch weiterhin, dass die Unternehmer die Zeichen der Zeit erkennen.

 

Aber rund 40 Prozent der letztlich Vermittelten neuen Auszubildenden pendeln aus dem Umland ein“, weiß der Vorsitzende der Geschäftsführung der Arbeitsagentur Peter Welters und hofft auch weiterhin, dass die Unternehmer die Zeichen der Zeit erkennen. „Auch wir als Stadt haben unsere Ausbildungsquote deutlich erhöht. Derzeit bilden wir rund 700 junge Menschen in 31 Ausbildungsberufen aus“, erklärte OB Schramma und handelte sich prompt das Lob des Agenturchefs ein. Wie bei der Stadt so gilt auch für Unternehmer Hinz: Nicht alle Lehrlinge können nach erfolgreicher Prüfung in ein festes Arbeitsverhältnis übernommen. „Das ist abhängig von der Auftragslage. Aber wir bemühen uns, pro Jahr mindestens einen fertig Ausgebildeten in unseren Betrieb zu übernehmen“, erklärte Hinz.

Zwei Positivbeispiele

Der 23-jährige Jonas Weibels scheint dabei das Glück zu haben, durch sein Auftreten die Brüche seiner eigenen Bildungskarriere in den Augen seines Chefs wettgemacht zu haben. Nach dem Besuch einer Realschule wollte der Sohn eines Schreiners zunächst in die Fußstapfen seines Seniors treten. Doch er hatte „Pech“ mit seinem Ausbildungsbetrieb und brach die Lehre ab. Es folgten 18 Monate Joblosigkeit, bis er schließlich über persönliche Kontakte bei Firmenchef Hinz vorstellig wurde und nun voraussichtlich seine eigentlich dreieinhalb Jahre dauernde Lehre um sechs Monate abkürzen kann. Die potenziellen Auszubildenden werden dabei bei Hinz grundsätzlich ins „kalte Wasser“ geschmissen. Statt eines Assessments schickt Hinz die Bewerber erst einmal mit einem erfahrenen Monteur auf Kundendienst. Bewährt sich der Bewerber, ist das eigentlich schon die halbe Miete. Es folgt ein kurzer Einstellungstest und wenn der keine negativen Überraschungen bereit hält, darf der neue Lehrling anfangen. Till Geisen hatte ebenfalls Glück. Nach Hauptschulabschluss an einem Sülzer Gymnasium fiel er in ein „Motivationsloch“. „Die Luft war raus“, beschrieb der Nachwuchshandwerker seine damalige Stimmung. Trotz mehrfacher Versuche bleib Geisen ohne höherwertigen Schulabschluss und legte eine „Warteschleife“ beim ISBB ein. Dort blieb er weit über ein Jahr. „Nicht die Lehrer waren das Problem, sondern die Mitschüler. Ich merkte, ich musste hier weg“, berichtete Geisen weiter. Nun absolviert er beim Handwerksbetrieb sein zweites Lehrjahr und darf sich ebenfalls Hoffnungen auf eine berufliche Perspektive machen.

Trotz der beiden Beispiele kritisierte Firmenchef Hinz die allzu oft mangelnde Kompetenz beim geschriebenen Wort. Obwohl Handwerker müssen die Kundendienstmonteure nach Kundenbesuchen Berichte anfertigen. Gerade bei den Neuen müsse seine Mitarbeiterin, die die Berichte als erste bekommt, zum Teil richtig viele Fehler korrigieren. Schon mehrfach hat Hinz seine „schreibschwachen“ Nachwuchskräfte zu einer speziellen Schulung geschickt. „Kleinere Fehler können wir im Rahmen unserer Möglichkeiten im Unternehmen verbessern“, so Hinz weiter. Agenturchef wies in diesem Zusammenhang auf ein Angebot seiner Behörde hin, die Maßnahme wie Nachhilfen dieser Art finanziell unterstützt. So dürfte der heutige Pressetermin nicht nur einer der üblichen gewesen sein, sondern dem Gastgeber der großen Presserunde wirklich etwas gebracht haben. Mit einer Ausbildungsquote von über 20 Prozent hat sich Firmenchef Hinz das im wahrsten Sinne des Wortes „verdient“.